Radon ist ein radioaktives, farb- und geruchloses Edelgas, das auf natürliche Weise im Erdreich entsteht. Aufgrund seiner chemischen und physikalischen Eigenschaften ist es für Menschen nicht wahrnehmbar und dennoch eine erhebliche Gesundheitsgefahr. Als zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs nach Rauchen ist Radon weltweit ein ernstzunehmendes Risiko. Dieser Artikel beleuchtet die Entstehung, Eigenschaften und Risiken von Radon sowie Maßnahmen zu seinem Schutz.
Die Entstehung von Radon: Ein Produkt des radioaktiven Zerfalls
Radon entsteht durch den Zerfall des radioaktiven Isotops Radium-226, das ein Zerfallsprodukt von Uran-238 ist. Uran kommt in geringen Mengen in nahezu allen Böden und Gesteinen vor. Durch den natürlichen Zerfallsprozess entsteht Radium, das wiederum zu Radon zerfällt. Radon-222, das häufigste Isotop von Radon, hat eine Halbwertszeit von etwa 3,8 Tagen.
Der Zerfallsprozess sieht wie folgt aus:
- Uran-238 → Radium-226 → Radon-222
- Radon zerfällt weiter in radioaktive Schwermetallisotope wie Polonium-218, Wismut-214 und Polonium-214, bevor sich stabiles, nicht-radioaktives Blei-206 bildet.
Geologische Faktoren: Konzentrationen von Radon
Die Menge an Radon, die in einem Gebiet freigesetzt wird, hängt von den geologischen Bedingungen ab. Böden und Gesteine, die reich an Uran und Radium sind, setzen mehr Radon frei. Besonders betroffen sind Gebiete mit granithaltigen Böden und klüftigem Gestein.
Ein wesentlicher Einflussfaktor ist die Gaspermeabilität des Bodens, die bestimmt, wie leicht Radon durch die Porenräume des Bodens transportiert wird. Böden mit hoher Permeabilität, wie sandige oder klüftige Böden, fördern die Ausbreitung von Radon. Tonige Böden mit geringer Permeabilität behindern den Radontransport.
Physikalisch-chemische Eigenschaften von Radon
Radon ist ein Edelgas, das keine chemischen Verbindungen eingeht und unter normalen Bedingungen gasförmig bleibt. Seine wichtigsten Eigenschaften sind:
- Atommasse: 222 u (für Radon-222)
- Halbwertszeit: 3,8 Tage
- Siedepunkt: -61,8 °C
- Alpha-Strahler: Radon und seine Folgeprodukte emittieren energiereiche Alphateilchen, die beim Zerfall freigesetzt werden.
Diese physikalischen Eigenschaften machen Radon besonders mobil und ermöglichen seine Ausbreitung vom Boden in die Atmosphäre oder in Gebäude.
Radon in Gebäuden: Eindringwege und Risikobereiche
Radon dringt durch Spalten, Risse und undichte Stellen in Gebäuden ein. Besonders anfällig sind:
- Fundamentrisse: Hauptpfad für den Eintritt von Radon aus dem Erdreich.
- Undichte Fugen und Rohrdurchführungen.
- Poröse Baustoffe: Materialien wie unversiegelter Beton können Radon durchlassen.
- Hohlräume und schlecht belüftete Räume: Keller und Erdgeschossräume weisen oft die höchsten Radonkonzentrationen auf.
In Innenräumen kann Radon nicht wie in der freien Atmosphäre entweichen, was zu einer Anreicherung führt. Die Konzentration wird in Becquerel pro Kubikmeter (Bq/m³) gemessen.
Richtwerte für Radon
Die Radonbelastung in Innenräumen wird international überwacht und reguliert. Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und nationale Behörden wie das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) haben Richtwerte festgelegt:
- Von der WHO empfohlener Richtwert: 100 Bq/m³. Wenn dies technisch nicht möglich ist, sollte der Wert unter 300 Bq/m³ liegen.
- Deutschland (BfS): Nach dem Strahlenschutzgesetz gilt für Innenräume ein Referenzwert von 300 Bq/m³ als Obergrenze. Für Neubauten und Arbeitsplätze in Radonvorsorgegebieten wird eine maximale Konzentration von 100 Bq/m³ angestrebt.
Diese Werte sollen die gesundheitlichen Risiken minimieren und eine sichere Umgebung gewährleisten.
Gesundheitsrisiken: Warum ist Radon gefährlich?
Radon ist die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs weltweit, direkt nach dem Rauchen. Beim Einatmen gelangen Radon und seine Zerfallsprodukte in die Lunge, wo sie Alphastrahlung abgeben. Diese energiereiche Strahlung kann die DNA in den Zellen schädigen und Krebs auslösen.
Wie Radon die Lunge schädigt
Die eigentliche Gefahr geht von den Zerfallsprodukten aus, wie Polonium-218 und Polonium-214. Diese Schwermetalle lagern sich auf Staubpartikeln in der Luft ab und werden eingeatmet. In der Lunge setzen sie Alphastrahlung frei, die das umliegende Gewebe schädigt.
Risikogruppen
- Raucher: Kombinierte Exposition durch Rauchen und Radon erhöht das Risiko um ein Vielfaches.
- Bewohner von Radonvorsorgegebieten: Menschen in Gebieten mit hoher Radonbelastung im Boden tragen ein erhöhtes Risiko.
Maßnahmen zur Reduzierung von Radon
Radonmessung: Der erste Schritt
Um das Risiko zu bewerten, ist eine genaue Radonmessung erforderlich. Hierfür stehen verschiedene Technologien zur Verfügung:
- Passive Dosimeter: Diese Geräte erfassen Radon über Wochen oder Monate und liefern Durchschnittswerte.
- Aktive Messgeräte: Elektronische Geräte messen kontinuierlich die Radonkonzentration und sind besonders hilfreich bei der Überwachung.
Die Messung sollte in Räumen mit häufigem Aufenthalt wie Wohn- oder Arbeitsräumen durchgeführt werden.
Bauliche Schutzmaßnahmen
Wenn die Radonkonzentration über den Richtwerten liegt, können bauliche Maßnahmen Abhilfe schaffen:
- Rissabdichtung: Schließen von Rissen und Spalten im Fundament.
- Radondrainagen: Systeme unterhalb des Fundaments leiten Radon aus dem Boden ab.
- Lüftungssysteme: Mechanische Lüftung reduziert die Radonkonzentration in Innenräumen.
Präventive Maßnahmen im Neubau
Für Neubauten empfiehlt das Bundesamt für Strahlenschutz, Radonschutzmaßnahmen von Anfang an einzuplanen. Radondichte Materialien wie spezielle Folien oder Betone können den Eintritt von Radon erheblich verringern.
Radonvorsorgegebiete in Deutschland
Das Bundesamt für Strahlenschutz hat bestimmte Regionen in Deutschland als Radonvorsorgegebiete ausgewiesen. Diese Gebiete weisen geologische Bedingungen auf, die hohe Radonkonzentrationen im Boden begünstigen. Beispiele sind:
- Mittelgebirgsregionen wie der Bayerische Wald, das Erzgebirge und der Schwarzwald.
- Granitreiche Regionen wie das Fichtelgebirge und Teile von Sachsen.
- Gebiete mit hoher Gaspermeabilität, wie der Oberrheingraben.
In diesen Gebieten sind regelmäßige Radonmessungen und präventive Maßnahmen besonders wichtig.
Fazit
Radon ist eine unsichtbare, geruchlose Gefahr, die weltweit Millionen von Menschen betrifft. Durch seinen natürlichen Ursprung im Boden und seine Fähigkeit, in Gebäude einzudringen, stellt es ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko dar. Die von der WHO empfohlene Grenze von 100 Bq/m³ sowie die gesetzlichen Vorgaben des BfS in Deutschland sind wichtige Orientierungspunkte, um Radonbelastungen sicher zu minimieren.
Regelmäßige Messungen, bauliche Maßnahmen und präventive Schutzsysteme können helfen, die Radonbelastung in Innenräumen zu reduzieren und das Risiko von Lungenkrebs erheblich zu senken. Besonders in Radonvorsorgegebieten ist ein proaktiver Umgang mit dieser unsichtbaren Gefahr entscheidend.